Zum zweiten Mal war ich dabei – und diesmal mit ganz anderen Ohren. Denn wer gerade selbst einen Chor gründet (ohrenweide.org lässt grüßen), hört nicht nur zu, sondern saugt auf: Klangfarben, Dirigiergesten, Gruppendynamik, Repertoireideen und Kleidung. Und all die Dinge, die das Ganze erst menschlich machen, Stolperer, Pannen, Haspler.
In der Reformationskirche Moabit gaben sich am 20. September 28 Chöre die Klinke in die Hand. Im Viertelstundentakt wechselten Stil, Stimmung und Stimmlage. Von Gospel bis Indie, von Renaissance bis Küchenchor – alles war dabei. Und das Beste: Es war so unterhaltsam, dass ich nach sieben Stunden erstaunt feststellte, dass ich immer noch saß. Und lächelte.
Es war schön sie zu sehen, die Freude, dass Chormusik so viele Gesichter hat, so viele Arten zu dirigieren und den Chor zu führen, ob vom Stuhl aus dem Publikum oder ganz offensiv mit stampfenden Füßen, die Inspiration, wie man Menschen mit Musik berührt, zum Lachen bringt oder einfach zum Mitsingen, Klatschen oder Mitsummen.
Und die Lust, mit Ohrenweide genau das zu versuchen: einen Chor zu gestalten, der klingt, lebt und verbindet.
Die lange Nacht der Chöre gibt. Chor ist nicht nur Musik. Chor ist Begegnung, Vielfalt, Mut zur Eigenart. Ich bin froh, dass ich wieder dabei war – und vielleicht auch mal mit unserer Ohrenweide auf dieser Bühne stehe.

